Hier geht es um Aktivitäten, die nicht bereits in den Bereichen Ausstellungen, VideoArchiv, Forschung, Veranstaltungen und whose story dokumentiert sind.
Die Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen erfüllt nämlich zahlreiche weitere Aufgaben: Wir initiieren neue Projekte; wir verfassen Protestschreiben und Stellungnahmen zu aktuellen Problemen; wir nehmen an antifaschistischen und antirassistischen Veranstaltungen teil; wir treten mit Rede- oder Textbeiträgen an die Öffentlichkeit; wir pflegen Kontakte zu anderen Gruppen u.v.m.
Vieles davon haben wir auch in unserem jährlichen Mitteilungsblatt dokumentiert.
● Überblick:
Protestschreiben und Solidaritätserklärungen
Texte und Reden
PROSTESTBRIEF gegen die Aberkennung der Gemeinnützigkeit der VVN-BdA
Im Zuge der Änderung von Steuergesetzen u. a. für Vereine wurde der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA e. V.), einem 1947 gegründeten Verband mit Sitz in Berlin, der Status der Gemeinnützigkeit durch das Bundesminsterium der Finanzen aberkannt. Die VVN-BdA, ursprünglich VVN, ging aus Zusammenschlüssen von Widerstandskämpfern und NS-Verfolgten hervor, die nach der Befreiung vom Nationalsozialismus entstanden waren.
Als Folge der Aberkennung der Gemeinnützigkeit wurden auch hohe Steuernachforderungen an die Vereinigung gestellt, die aber mittlerweile ― in Folge von internationalen Protesten ― vorläufig ausgesetzt wurden.
Die ÖLGR/F hat am 10. Dezember 2019 in dieser Causa ebenfalls Protest beim Bundesminister der Finanzen eingelegt und diesen Protest auch an die Bundestagsmitglieder weitergeleitet.
Protestschreiben an den Bundesminister der Finanzen Olaf Scholz sowie die Mitglieder des Bundestages
Antwortschreiben des Steuerreferenten der FDP vom 17.12.2019
Antwortschreiben des Bürgerreferats des Bundesminsteriums der Finanzen vom 6.1.2020
Antwortschreiben der finanzpolitischen Sprecherin der CDU/CSU vom 8.1.2020
Am 28. April 2021 erhielt die VVN-BdA offiziell den Status der Gemeinnützigkeit wieder zuerkannt. Die zahlreichen Proteste hatten ihre Wirkung nicht verfehlt.
PETITION gegen die Verabschiedung
der EU-Resolution P9_TA-PROV(2019)0021
UMDEUTUNG DER GESCHICHTE STOPPEN!
HIER GEHT ES ZUR ONLINE_PETITION >>
Am 19. September 2019 wurde vom EU-Parlament auch mit den Stimmen fast aller österreichischen Abgeordneten (eine Stimmenthaltung von Monika Vlana/ Grüne) eine von den polnischen Delegierten eingebrachte Resolution verabschiedet, die auf skandalöse Weise alle autoritären Regime gleichsetzt und der Sowjetunion gleichermaßen die Schuld am II. Weltkrieg zuschreibt wie auch den Nationalsozialisten.
Die ÖLGR/F hat Anfang November gemeinsam mit der Lagergemeinschaft Dachau in einem Brief an die österreichischen EU-Abgeordneten gegen diese Zustimmmung protestiert und eine Zurücknahme der Resolution gefordert, wie sie auch von der FIR (Fédération Internationale des Résistants – Association Antifasciste /Internationale Föderation der Widerstandskämpfer), der italienischen ANED (Associazione Nazionale Es Deportati nei Campi Nazisti) sowie auch dem IKBD (Internationales Komitee Buchenwald-Dora) gefordert werden:
Protestschreiben von ÖLGR/F und ÖLG Buchenwald an die österreichischen EU-Abgeordneten
Reaktion der FIR auf die EP-Resolution
Stellungnahme der Associazione Nazionale Es Deportati nei Campi Nazisti
Erkärung des IKBD (Internationales Komitee Buchenwald-Dora) zur EU-Entschließung
Wir haben bisher leider nur zwei Antworten erhalten, eine vom SPÖ-Abgeordneten Andreas Schieder, sowie die Antwort von Monika Vlana/ Grüne.
Antwort von Andreas Schieder, SPÖ
Antwort von Monika Vlana, Die Grünen
Da diese Entschließung weitgehend von der Öffentlichkeit unbeachtet über die Bühne ging und auch die bisherigen Reaktionen keinerlei Interesse an einer Wiederaufnahme der dringend notwendigen Diskussion und an der Arbeit zur Zurücknahme der Resolution in der derzeitigen Form erkennen lassen, haben wir ― die ÖLGR/F und die Lagergemeinschaft Buchenwald ― uns zu einer öffentlichen Petition entschlossen, die Online unterzeichnet werden kann. Über die weiteren Entwicklungen werden wir alle Interessierten an dieser Stelle am Laufenden halten.
Öffentlicher Brief zur EU-Entschließung, Jänner 2020
Am 31. Jänner 2020 erschien in der Süddeutschen Zeitung ein Bericht zu der Petition.
Der Text der Petition wurde von den Initiatorinnen auch in einer Anzeige in der Printausgabe des Standard vom 1. Februar 2020 veröffentlicht.
Stellungnahme zum Justizskandal rund um „Aula“-Artikel
Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen
Im Artikel „Mauthausen-Befreite als Massenmörder“ von Manfred Duswald in der Zeitschrift „Aula“ vom Juli/August 2015 werden ehemalige Häftlinge des Konzentrationslagers Mauthausen pauschal kriminalisiert, als „Landplage und Massenmörder“ bezeichnet, die als „Horde“ „räubernd, plündernd, mordend und schändend“ das umliegende Land plagten. Dieser Artikel stellt eine skandalöse Diffamierung der Opfer und Verfolgten des Nationalsozialistischen Regimes dar. Noch schlimmer allerdings empfinden wir, die ÖSTERREICHISCHE LAGERGEMEINSCHAFT RAVENSBRÜCK & FREUNDINNEN, die Einstellung des von Dr. Harald Walser angestrebten Verfahrens (gemäß Verbotsgesetz) gegen den Verfasser des Artikels mit der Begründung, es sei „nachvollziehbar, dass die Freilassung mehrerer Tausend Menschen aus dem KZ Mauthausen eine Belästigung für die betroffenen Gebiete Österreichs darstelle“. Wir schließen uns hier inhaltlich dem Historiker Bertrand Perz an, der in der ZIB 2 feststellte, die Staatsanwaltschaft Graz setze hier „die NS-Propaganda fort“.
Wir begrüßen es zwar, dass der Strafrechtssektionschef des Justizministeriums, Christian Pilnacek, in seiner Stellungnahme von einer „groben Fehlleistung“ und von notwendigen Konsequenzen spricht. Wiederum schockierend allerdings ist es, dass der für die Bewertung und damit für die Entscheidung über die Wiederaufnahme zuständige Rechtsschutzbeauftragte des Justizministeriums die Begründung zur Verfahrenseinstellung als „unbedenklich“ bewertet, dies des Weiteren mit einer sehr subjektiven Geschichtserfahrung belegt und dass er mit dem Hinweis auf eine verstrichene Frist eine Wiederaufnahme ablehnt.
Dass ein solches Vorgehen möglich ist, zeugt einmal mehr davon, dass historisches Wissen über die NS-Zeit und eine antifaschistische Grundhaltung in Teilen des Justizapparats entweder nicht vorhanden ist oder grob vernachlässigt wird und dass diese Organe damit die Befähigung zur Bewertung von Texten wie dem o.g. Artikel vermissen lassen.
Als AntifaschistInnen und im Namen der Opfer und Verfolgten des NS-Regimes fordern wir die Wiederaufnahme des Verfahrens, die Beiziehung von historischen ExpertInnen und eine Richtigstellung der geschichtlichen Tatsachen.
ÖSTERREICHISCHE LAGERGEMEINSCHAFT RAVENSBRÜCK & FREUNDINNEN
Wien, am 10. Februar 2016
Diese Stellungnahme ging an die Medienstellen der beteiligten Staatsanwaltschaften, das Justizministerium, den Österreichischen Bundespräsidenten, die österreichischen Opferverbände, das DÖW und den Gedenkdienst.
Weitere Informationen:
Standard-Artikel (mit Download-Link zur parlamentarischen Anfrage von Dr. Harald Walser): http://derstandard.at/2000030539418/Aula-darf-KZ-Haeftlinge-Landplage-und-Massenmoerder-nennen?ref=article
Blog Dr. Harald Walser: Aula-Affäre: Justizministerium top – Rechtsschutzbeauftragter flop?
Protestbrief gegen Auftritt von Sellner bei Servus TV
Am 20. Oktober 2016 wurde auf Servus TV im Rahmen der Sendung „Talk im Hangar 7″ der als führendes Mitglied der Identitären Bewegung bekannte Martin Sellner eingeladen. Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen schickte vorab einen Protestbrief an den Sender.
Protestbrief gegen Auftritt von Sellner bei Servus TV
Sehr geehrte Damen und Herren!
Den Medien ist zu entnehmen, dass Sie bei der heutigen Sendung „Talk im Hangar 7“ den Rechtsextremisten Martin Sellner als Gast einladen werden. Sellner ist Mitglied der sogenannten „Identitären“, eine rechtsextreme Organisation, die vor allem durch eine Politik des Hasses und der Gewalt auffällt. Beispielsweise der Überfall auf die Theateraufführung „Die Schutzbefohlenen“, bei dem Asylwerber_innen verängstigt, verletzt und traumatisiert wurden, eine Störaktion bei der Besetzung der Votivkirche durch Geflüchtete, gewalttätige Angriffe auf Antifaschist_innen bei Demonstrationen usw.
Wir, die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück und FreundInnen sind Frauen, die die Erinnerung und das Gedenken an die Opfer des nationalsozialistischen Terrorregimes wachhalten. Unsere Lagergemeinschaft wurde vor 70 Jahren von überlebenden Frauen des Konzentrationslagers Ravensbrück begründet. Uns schockiert die Entscheidung der Verantwortlichen Ihres Senders, den Rechtsextremisten Martin Sellner als seriösen Gesprächspartner einzuladen.
Vor diesem Hintergrund erklären wir hiermit, dass wir nicht damit einverstanden sind, dass Sie einem rechtsextremen „Aktivisten“ in Ihrer Sendung eine Plattform bieten, um sich selbst zu inszenieren. Wir protestieren dagegen, dass Sie dieser Person die Gelegenheit bieten, seine hasserfüllte und gewalttätige Ideologie und Politik einer breiten Öffentlichkeit näherzubringen. Wir sprechen uns dagegen aus, dass Sellner, der Anhänger des antimuslimischen Rassismus und von Verschwörungstheorien ist, als ernstzunehmender Gesprächspartner zu einem Thema eingeladen wird, das sich mit Radikalisierungstendenzen von Jugendlichen befasst – Sellners rechtsextreme Ideologie und Gewalt sollten selbst Gegenstand von kritischer Auseinandersetzung sein anstatt dass Sellner als sogenanntem „Experten“ ein Podium geboten wird.
Wir ersuchen Sie also vor diesem Hintergrund, davon abzusehen, Martin Sellner als Gesprächspartner in Ihrer Sendung eine Bühne für seine menschenfeindliche Ideologie und Politikpraxis zu bieten und Sellner daher wieder auszuladen. Es gibt bestimmt interessante Menschen mit einem hohen Wissensstand, die besser geeignet für diese Diskussion sind. Haben Sie zum Beispiel daran gedacht, eine Sozialarbeiterin einzuladen, die jeden Tag mit Jugendlichen zu tun hat und daher weit mehr zu diesem Thema zu berichten haben wird?
Hochachtungsvoll,
Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen
Wien, 20. Oktober 2016
>> Weitere Informationen zu Martin Sellner und die Identitäre Bewegung
Protestschreiben an den oberösterreichischen LH Pühringer bezüglich Rechtsextremistentreffen in den Linzer Redoutensälen:
Am 29. Oktober 2016 soll in den Linzer der Kongress „Verteidiger Europas“ stattfinden. Vermieter der Redoutensäle ist die Oberösterreichische Landesregierung. Auch nachdem LH Dr. Josef Pühringer darauf aufmerksam gemacht worden war, dass dieser Kongress ein Treffen internationaler Rechtsextremisten darstellt, sieht dieser keinerlei Veranlassung, den Mietvertrag aufzulösen.
Die ÖLGR/F hat aus diesem Grund eine Protestnote an Herrn Dr. Pühringer geschickt:
Sehr geehrter Herr Landeshauptmann,
Als Mitglieder und Vertreterinnen der Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen versuchen wir seit vielen Jahren, den Auftrag der Überlebenden des KZ Ravensbrück und anderer Konzentrationslager weiter zu erfüllen: Niemals zu vergessen, alles für die Verteidigung der Demokratie zu tun und bedingungslos gegen jede Form der Diktatur, gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus zu kämpfen.
Dass unter dem scheinbar neutralen Titel „Verteidiger Europas“ am 29. Oktober ein Kongress mit Rednern der Identitären Bewegung und anderen aus dem internationalen rechtsextremen Milieu stammenden Referenten in den Linzer Redoutensälen — also Räumen der Oberösterreichischen Landesregierung — stattfinden soll, ist ein Skandal!
Wir schließen uns der Forderung des Mauthausen-Komitees (siehe Brief im Anhang) an, den Mietvertrag mit den Organisatoren des Kongresses aufzulösen und damit diesem Rechtsextremisten-Treffen keinen Raum zu bieten. Ähnlich antidemokratisch positionierte Veranstaltungen konnten bereits in Köln durch den privaten Vermieter und in Innsbruck im Jahr 2013 (Vertrag mit der Innsbrucker Messe) durch die Initiative der Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz-Plörer mittels Auflösung des Mietvertrags verhindert werden.
Gleichzeitig schließen wir uns der nationalen Vereinigung ANED, (Vertretung aller KZ-Überlebenden Italiens und deren Angehörige) an, die erklärt, dass es sich um eine „nicht tolerierbare Beleidigung des Gedenkens an die Opfer [des Nationalsozialismus]“ handelt.
Es ist höchst an der Zeit, mit der Verharmlosung rechtsradikaler Organisationen und deren Vertreter aufzuhören und ihre Politik als das zu benennen, was sie ist: menschenverachtende, Menschen ausgrenzende und spaltende Verhetzung!
mit antifaschistischen Grüßen
Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen
Wien, am 24.10.2016
Mauthausen Komitee: Brief an LH Pühringer
Das „Mahnen“ muss bleiben!
Zur Intervention in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, April 2013
„Wir wollen nicht nur gedenken, sondern auch mahnen!“ (Irma Trksak, Ravensbrück-Überlebende)
Der Name „Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück“ darf nicht verändert werden!
Das BesucherInnen- und Informationszentrum der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück trägt seit 2012 eine neue Beschriftung: Auf das Mahnen wird neuerdings verzichtet. Die Lagergemeinschaft Ravensbrück / Freundeskreis wendet sich mit aller Entschiedenheit gegen Überlegungen, den Namen der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück zu verändern, indem der Hinweis auf das „Mahnen“ entfernt wird.
Wenn die Leiden und der Tod der 132.000 Frauen und Kinder, 20.000 Männer und 1.000 weiblichen Jugendlichen einen Sinn gehabt haben soll, dann nicht lediglich den, dass hier eine moderne Gedenkstätte steht. Im Sinne der ermordeten Häftlinge und der Überlebenden muss der Ort ein politischer Ort und damit auch ein Ort der Mahnung sein.
Wenn die Gedenkstätte das Anliegen, die nachfolgenden Generationen zu mahnen, den Ursachen und den Erscheinungen des Faschismus rechtzeitig entgegenzutreten, aufgibt, läuft sie Gefahr, dass sich hier die Nachfahren der TäterInnen versammeln und sich mit Wohlgefallen der Taten ihrer VorläuferInnen bei der Ermordung und Unterdrückung ihrer politischen, „rassischen“ und sozial unangepassten GegnerInnen erinnern. Bereits während der Tagung des Internationalen Ravensbrück-Komitees in Barcelona im Mai 2007 brachte Irma Trksak, österreichische Überlebende des Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück, die Meinung der ehemaligen Häftlinge prägnant zum Ausdruck: „Wir wollen nicht nur gedenken, sondern auch mahnen.“
Die Mehrzahl der Häftlinge des Konzentrationslagers Ravensbrück waren Menschen, die den Faschismus bekämpften – in Deutschland selbst oder in den besetzten Ländern. Die Überlebenden sahen es nach der Befreiung als ihre Aufgabe an, ihr Wissen um das Geschehen im Lager weiterzugeben und die Menschen für das Unrecht zu sensibilisieren. Sie fühlten sich gegenüber ihren ermordeten Kameradinnen verpflichtet. Die Opfer sollten nicht umsonst ihr Leben verloren haben. Eine zentrale Losung der Verfolgten des Naziregimes nach der Befreiung lautete:
Die Toten mahnen: Nie wieder Faschismus und Krieg!
Daraus leiteten sie als Aufforderung an die Gesellschaft und insbesondere an jüngere Generationen ab:
Seid wachsam, damit es nicht wieder Faschismus und Krieg gibt!
Der Wille der Ermordeten und der Überlebenden des KZ Ravensbrück ist uns Verpflichtung. Die Lagergemeinschaft Ravensbrück / Freundeskreis fordert, die Inschrift „Ravensbrück – Gedenkstätte – Memorial“ am BesucherInnen-Informationszentrum, die ohne Rücksprache mit den Häftlingsverbänden angebracht wurde, wieder durch die Bezeichnung „Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück“ zu ersetzen.
Deutsche Lagergemeinschaft Ravensbrück/Freundeskreis e.V.
Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen schließt sich der Forderung mit aller Deutlichkeit an!
refugee protest camp – Solidarisierung mit den Forderungen der Flüchtlinge, Dezember 2012
Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen
unterstützt die Anliegen und Forderungen der Flüchtlinge, die ein Protestzeltcamp im Sigmund Freud Park errichtet haben, nachdem ca. 300 Personen aus dem Flüchtlingslager Traiskirchen nach Wien marschiert sind. Wir rufen die verantwortlichen PolitikerInnen zu dem längst überfälligen Dialog auf!
Brief an die verantwortlichen PolitikerInnen 2012
Kurz vor Jahresende 2012 erreichten uns mehrere Antwortschreiben aus den Büros der Landeshauptmänner von Tirol und Niederösterreich, von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer sowie aus den Büros des Bundespräsidenten und des Bundeskanzlers. Der Tenor der unbefriedigenden Antworten: Die PolitikerInnen erklären Dialogbereitschaft, verweisen auf bisher erreichte Verbesserungen für Flüchtlinge, aber teilweise auch auf ihre Unzuständigkeit.
13. Jänner 2013: Nachdem auf viele der von uns angesprochenen Punkte speziell von Bundeskanzler Werner Faymann nicht eingegangen worden war, verfassten wir am 13. Jänner 2013 ein weiteres Schreiben. Darin prangerten wir noch einmal insbesondere die Praxis an, im Diskurs um verfolgte und schutzsuchende Menschen ständig Begriffe wie Asylmissbrauch zu strapazieren und damit Menschen zu kriminalisieren, die dringend unsere Solidarität brauchen.
Im Antwortschreiben aus dem Büro Faymann wurden wir ausführlich darüber belehrt, dass der Bundeskanzler rein rechtlich dem Innenministerium nichts vorschreiben dürfe. Auf unsere politische Kritik wurde nicht eingegangen.
Laufende Informationen zum refugee protest camp finden sich hier:
http://refugeecampvienna.noblogs.org/
Protest gegen den WKR-Ball 2012
Ob Zufall oder bewusste Provokation: Der Ball des Wiener Korporationsrings – kurz WKR-Ball – findet 2012 ausgerechnet am 27. Januar, dem Internationalen Holocaustgedenktag und Befreiungstag des Vernichtungslagers Auschwitz, statt.
Intervention der Lagergemeinschaft Ravensbrück
27. Jänner 2012: Trotz zahlreicher Proteste, u.a. vom Netzwerk jetztzeichensetzen.at, wurde der WKR-Ball in der Hofburg abgehalten. Durch DemonstrantInnen, die lautstark am Heldenplatz und Umgebung demonstrierten, sahen sich die Veranstalter gezwungen, ihre in- und ausländischen Gäste aus der rechtsextremen Szene über Schleichwege und durch Hintertüren in die Ballsäle zu schleusen. Für Aufregung sorgte eine Aussage des FPÖ-Obmanns Heinz-Christian Strache, der die Proteste gegen den Ball mit der Verfolgung der Juden und Jüdinnen während des Novemberpogroms 1938 verglich (die FPÖ selbst nennt das Pogrom „Reichskristallnacht“ und übernimmt damit die nationalsozialistische Diktion). Diesem Vergleich folgten abermals zahlreiche Proteste aus anderen politischen Parteien und aus der Zivilgesellschaft, allerdings keine politischen Konsequenzen.
Rechtsextreme Vorfälle 2009
Stellungnahme der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen
Kommentar der Shoah-Überlebenden Lotte und Hugo Brainin: „Wehret den Anfängen“
Stellungnahme + Kommentar 2009
„A Letter to the Stars“ – Eine Kritik der Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen, Mai 2006
Kritischer Kommentar „A Letter to the Stars“ 2006
Rassistischer Wahlkampf in Wien – Protest und Forderungen der Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen, Dezember 2005
Stellungnahme gegen Rassismus und Sexismus
Rassistischer Wahlkampf 2005
Lotte Brainin: Rede zur Befreiung von Auschwitz
Zum 67. Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am 27. Jänner 2012 schlossen sich zahlreiche Gruppen und Organisationen zur Plattform „Jetzt Zeichen setzen!“ zusammen. Vom 20. bis 27. Jänner wurde eine Gedenk- und Aktionswoche abgehalten. Bei der Abschlussveranstaltung am 27. Jänner am Wiener Heldenplatz verlas die Schauspielerin Katharina Stemberger eine Rede, die die Auschwitz- und Ravensbrück-Überlebende und Aktivistin der Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen, Lotte Brainin, ursprünglich zum 60. Jahrestag der Befreiung von Auschwitz verfasst hatte.
Lotte Brainin: Rede zur Befreiung von Auschwitz
Es ist ein Zufall, dass ich am Leben geblieben bin und so an den Feierlichkeiten zur Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz teilnehmen kann.
Hätte der SS-Mann an der Rampe in Auschwitz, nachdem wir aus den Viehwaggons gejagt worden waren, mit dem Finger in die andere Richtung gezeigt, wäre ich, so wie meine Mutter einige Monate später, gleich in der Gaskammer gelandet, so wie viele meiner Freunde und Millionen anderer, in überwiegender Zahl Juden, die von den Nazis ermordet wurden.
Mein Leben verdanke ich in erster Linie den vielen Millionen Soldaten der Alliierten Armeen, besonders der Sowjet-Armee, die ihr Leben ließen im Kampf gegen das barbarische Naziregime und für die Befreiung von der Naziherrschaft.
Weiters verdanke ich mein Leben der Solidarität vieler Häftlingskameraden und dem Opfermut vieler Häftlinge, die ihr Leben opferten, um andere zu retten.
Ich gedenke der drei Österreicher Ernst Burger, Rudolf Friemel und Ludwig Vesely, die am 30. Dezember 1944 im Lager Auschwitz öffentlich gehenkt wurden. Sie waren Mitglieder der internationalen Widerstandsgruppe in Auschwitz und an einem leider misslungenen Fluchtversuch beteiligt.
Ebenso gedenke ich der vier jüdischen Heldinnen, die das Sprengpulver aus der hier errichteten Munitionsfabrik geschmuggelt hatten. Sie taten dies mit Hilfe von vielen Mithäftlingen und ermöglichten so den Aufstand des Sonderkommandos und die Sprengung des Krematoriums IV am 7. Oktober 1944. Sie alle wussten, dass diese Aktion sie das Leben kosten würde, aber sie wussten auch, dass sie dadurch doch vielen anderen das Leben retten könnten.
Die vier Frauen Alla Gärtner, Regina Saphirstein, Rosa Robota und Esther Weissblum wurden ausgeforscht, in den Bunker geworfen und nach schrecklichen Martern, ohne ihre Mitverschworenen preiszugeben, öffentlich, vor den Appell stehenden Häftlingen, am 6. Jänner 1945, wenige Tage vor der Befreiung von Auschwitz, gehenkt.
Ich selbst war 1938 von Wien nach Brüssel geflüchtet. Meine Freunde halfen mir, das besetzte Österreich so rasch wie möglich zu verlassen, um der Verfolgung durch die Nazis zu entgehen. Als Jüdin und als polizeibekannte Kommunistin war ich doppelt gefährdet.
Um mir meine Flucht zu ermöglichen, verkauften meine Freunde Fredi Rabowski und Fritzi Muzika ihre Habseligkeiten, damit ich eine Bahnkarte nach Köln kaufen konnte. Beide mussten in die deutsche Wehrmacht einrücken und beide wurden wegen Hochverrat zum Tode verurteilt und 1944 im Wiener Landesgericht geköpft. Sie hatten Flugblätter gegen den Krieg verteilt.
Von Köln gelangte ich mit Hilfe meiner beiden Brüder, die schon vor mir geflüchtet waren, nach Brüssel.
Dort wurde ich 1943 bei meiner Widerstandstätigkeit verhaftet und nach siebenmonatigen Gestapo-Verhören, mit allen dazugehörigen Gestapo-Methoden, nach Auschwitz verschickt.
Mein Transport aus Malines bei Brüssel umfasste laut den Auschwitz Heften 655 Personen und kam am 17. Jänner 1944 in Birkenau an. Nach der Selektion bei der Ankunft an der Rampe kamen 140 Männer und 98 Frauen ins Lager. Die restlichen Männer und Frauen wurden sofort in den Gaskammern ermordet.
Der Transport meiner Mutter kam am 7. April 1944 ebenfalls aus Malines in Birkenau an. Von den 989 Personen kamen 206 Männer und 100 Frauen ins Lager. 683 Männer und Frauen wurden sofort in den Gaskammern ermordet.
Lotte Brainin
Geschlecht und Erinnerung“ – Tagung des Gedenkdienstes 2008
Am 21. und 22. November 2008 veranstaltete der Verein GEDENKDIENST eine Tagung zum Thema „Geschlecht und Erinnerung. Weiblichkeitsbilder in der Erinnerung an das Dritte Reich.“ Dabei war das Frauen-KZ Ravensbrück mehrfach Thema. So hielt die ehemalige Gedenkstättenleiterin von Ravensbrück, Sigrid Jacobeit, den Eröffnungsvortrag. Und beim dritten Themenschwerpunkt der Tagung, „Kontinuitäten und Brüche in den Frauenbildern nach 1945“, gab es Vorträge von drei AktivistInnen der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen, nämlich von Helga Amesberger, Sylvia Köchl und Kerstin Lercher. Wir dokumentieren hier die Artikel, die die drei nach der Tagung für die Zeitschrift GEDENKDIENST verfasst haben.
Helga Amesberger: „Die Produktion von Geschlecht in lebensgeschichtlichen Interviews“
Sylvia Köchl & Kerstin Lercher: „Immer auf der Seite der Frauen. Die Lagergemeinschaft Ravensbrück: Zur Geschichte einer einzigartigen Frauenorganisation“
Irma Trksak: „Damit das Erinnern gefestigt wird“
Rede von Irma Trksak im Namen der ehemaligen Ravensbrück-Häftlinge bei der Befreiungsfeier 2006 in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Unsere Füße stehen hier auf einer Erde, die unmenschliches Leid aufgenommen hat. Vor mir die Walze und die Verbrennungsöfen, weiter ein Teil der Lagermauer, links von mir der Zellenbau, hinter mir der Erschießungsgang.
Das sind die letzten stummen Zeugen der Zeit ohne Gnade. Zeugen einer Zeit endloser Torturen, Brutalitäten und allmählicher Ausrottung von Menschen durch das nazistische System.
Obwohl wir den Tag unserer Befreiung mit Freude feiern sollten, sind unsere Herzen und Gedanken erfüllt mit Schmerz und Trauer, mit furchtbaren Erinnerungen.
Wir Überlebenden, die immer weniger werden – denn die Jahre verlangen ihren Tribut – werden, so lange es uns möglich sein wird, die Erinnerungen an diese Zeit wach halten und gegen das Vergessen, gegen das Verdrängen und gegen das Leugnen des Unfassbaren, des Unvorstellbaren kämpfen, damit niemals einem Menschen auf dieser Erde Ähnliches widerfährt.
Wir sind der Meinung, dass sich die jungen Menschen mit der Vergangenheit des ehemaligen Konzentrationslagers Ravensbrück auseinandersetzen sollten, um in Zukunft vielleicht jene Ereignisse zu vermeiden, die unsere Generation getroffen haben.
Tausende Frauen aus ganz Europa von den Jungen bis zur Greisin und Mütter mit Kindern wurden nach Ravensbrück deportiert. Es waren nicht nur Frauen, die aktiven Widerstand gegen das verbrecherische nazistische Regime geleistet haben. Die Gründe der Verschleppung nach Ravensbrück waren so verschieden, wie die Frauen, die diesen Weg gegen mussten. Es war wegen ihrer Abstammung, wegen ihrer Religion oder einfach deswegen, weil sie nach ihren eigenen Vorstellungen leben wollten und sich in keine vorgeschriebene Kategorie einordnen ließen.
Tausende Frauen haben nicht überlebt. Die Nazis raubten ihnen die Jugend, die Lebenskraft, die Gesundheit und die Hoffnung auf ein Leben in Freiheit. Das Leben von unzähligen Frauen wurde auch auf grausame Art in einer provisorischen Gaskammer ausgelöscht.
Es lässt sich kaum nachempfinden, was die Wiederkehr von Überlebenden dieses Lagers an den Ort ihres Leides bedeutet. Ohne Zweifel eine psychische Belastung neben den körperlichen Strapazen solcher Reise in die Vergangenheit.
Deshalb gilt mein Dank den Überlebenden und ihren Familien und den jungen Menschen, denen wir unsere Erlebnisse in diesem Lager wieder und wieder anvertrauen, damit sie sie aufbewahren und weitertragen, damit Lebensgeschichten Geltung und Anerkennung gezollt und allen Verharmlosungen entschieden entgegengetreten wird.
Unser Wunsch ist es, dass das Erinnern und Gedenken durch solche Veranstaltungen wie die heutige gefestigt werden, um der historischen Wahrheit die Ehre zu geben.
Irma Trksak