29. Dezember 1923 – 16. Mai 2005
Rosa Winter wurde 1923 in Königswiesen/ Oberösterreich als viertes Kind einer Sinti-Familie geboren. Ihre Eltern zogen mit den zwölf Kindern in Wohnwagen durch Österreich von Markt zu Markt, wo der Vater Waren verkaufte. Rosa Winter besuchte keine Schule, sie half im Haushalt mit und betreute die jüngeren Geschwister. Als die Familie im Herbst 1939 in Salzburg Station machte, wurde sie von der Polizei festgehalten, ihrer Wagen, Pferde und Waren beraubt und in ein Sammellager auf dem Areal der Trabrennbahn gebracht.
Im September 1940 kamen sie ins Lager Maxglan, wo sich kurz darauf die NS-Filmregisseurin Leni Riefenstahl StatistInnen für den Film „Tiefland“ aussuchte. Auch Rosa Winter wurde zu den Dreharbeiten nach Mittenwald in Deutschland gebracht. Als sie erfuhr, dass ihre Familie weggebracht werden sollte, flüchtete sie, wurde aber bereits in Rosenheim gefasst und im Salzburger Polizeigefängnis inhaftiert. Dort in der Zelle sah sie ihre Mutter zum letzten Mal.
1941 wurde sie ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert. Sie musste in einem Außenkommando arbeiten und wurde schwer verletzt, als eine Aufseherin wegen einer Bagatelle einen Hund auf sie hetzte.
Im April 1945 gelang Rosa Winter bei einem Marsch von Barth, einem Außenlager des KZ Ravensbrück, zum Lager Schwarzenforst die Flucht. Zu Fuß kehrte sie nach Linz zurück. Sie suchte über ein Jahr nach ihrer Familie, doch außer einem Onkel hatte niemand überlebt. Der Vater war im KZ Buchenwald vergast worden, die Mutter und die Geschwister starben in den Gaskammern von Auschwitz, eine Schwester und eine Tante waren im KZ Bergen-Belsen verhungert.
Mit ihrem Lebensgefährten wohnte sie nun in einem Wohnwagen auf zugewiesenen Stellplätzen in Linz und arbeitete als Obsthändlerin. 1946 wurde ihre Tochter geboren, 1948 ihr Sohn. Rosa Winter und ihr Lebensgefährte litten noch lange an den körperlichen und seelischen Folgen der KZ-Haft. Er starb 1985 an Leukämie. Rosa Winter lebte lange Zeit von der Sozialhilfe. Sie bekam keine Rente, weil ihr bis 1991 die österreichische Staatsbürgerschaft verwehrt wurde. Danach erst bekam sie eine Opferrente zugesprochen.
Im Jahr 2004 erarbeitete Rosa Winter gemeinsam mit ihrer Tochter Gitta und ihrer Enkelin Nicole das Interview-Buch „Uns hat es nicht geben sollen“ (herausgegeben von Ludwig Laher) in dem diese drei Generationen Sinti-Frauen von ihrem Leben erzählen. Im Dezember 2004 wurde Rosa Winter für ihre Leistungen als Zeitzeugin das Goldene Verdienstzeichen des Landes Oberösterreich verliehen. Rosa Winter starb am 16. Mai 2005 im Alter von 81 Jahren.
Auszüge aus der Ausstellung „Wege nach Ravensbrück“
Ein lebensgeschichtliches Interview mit Rosa Winter, geführt von Helga Amesberger (Kamera: Tina Leisch), ist Bestandteil des VideoArchivs Ravensbrück. Teile dieses Interviews sind auch in die beiden Filme Vom Leben und Überleben und Rette mich eingebunden.