24. Juli 1904 – 16. August 2000
Maria Berner, genannt Mitzi, kam 1904 in Wien zur Welt, besuchte die Pflichtschule und arbeitete in einem Heilmittelinstitut. In diesem Betrieb war sie Betriebsrätin und als Nazi-Gegnerin bekannt.
Am 22. August 1939 wurde Mitzi verhaftet, es folgte ein Prozess: „Also das waren Kommunisten, und ich habe aber gesagt: ‚Passt auf, ich bin kein Kommunist, aber ich arbeite trotzdem mit euch, illegal, wir haben die gleiche Linie, wir wollen das gleiche Ziel verfolgen, gegen die Nazis arbeiten wir alle, da arbeite ich mit euch mit. Aber ich bin kein Kommunist und ich will auch kein Kommunist sein. Auf gewerkschaftlicher Basis arbeite ich mit euch.‘ Und so bin ich eigentlich als Kommunist eingesperrt worden, und zwar war das Urteil ‚Hochverrat‘, und ‚kommunistische Umtriebe‘ hat das geheißen. Also da bin ich verurteilt worden zu dreieinhalb Jahren Zuchthaus und sechs Jahren Ehrverlust.“
Nach zwei Jahren Gefängnishaft in Wien und Krems wurde Mitzi Berner ins Zuchthaus Aichach in Bayern überstellt, wo sie bis 1943 inhaftiert war.
Ab August desselben Jahres war Mitzi Berner im Konzentrationslager Ravensbrück unter der Häftlingsnummer 21793 registriert. Sie engagierte sich im illegalen internationalen Widerstandskomitee im Lager. Am 30. April 1945 gelang Mitzi Berner während des Evakuierungsmarsches die Flucht.
Sie kehrte nach Wien zurück, war aber aufgrund der gesundheitlichen Schäden durch Inhaftierungen und Zwangsarbeit arbeitsunfähig. Sie lebte in Lebensgemeinschaft mit der Ravensbrück-Überlebenden Anna Hand, gemeinsam adoptierten sie die 1946 geborene Ilse: „Die Anna hat in der Partei gearbeitet … Und ich habe dann das Kind gehabt zu Hause. Ich habe gleichzeitig um die Adoption eingereicht, und man hat mich abgewiesen, und zwar mit der Begründung, man kann mir kein Kind anvertrauen, nachdem ich eine Zuchthäuslerin bin. So. Also sind unsere ganzen KZler, auch die Männer sind aufmarschiert vor dem Haus und haben einen Krawall gemacht, noch und noch. Und wir haben einen Anwalt gehabt, das war ein Sozialist, der hat gesagt: ‚Statt dass man den Frauen hilft, die gekämpft haben für Österreich, dass man der weiterhilft!‘, also mit einem Wort, der hat das ins Rollen gebracht. Ja, dann ist das ganz schnell gegangen.“
Mitzi Berner verstarb am 16. August 2000 im Alter von 96 Jahren in Wien.
Zwei lebensgeschichtliche Interviews mit Mitzi Berner, geführt von Karina Korecky
und Helga Amesberger (Kamera: Tina Leisch), sind Bestandteil des VideoArchivs Ravensbrück.
>> Mehr zur Geschichte von Mitzi Berner
Ausschnitte aus dem Videointerview mit Mitzi Berner
Maria Berner: „Ja, wo nehmen wir eine Zitrone her?“; in: Amesberger Helga, Halbmayr Brigitte (Hg.): Vom Leben und Überleben – Wege nach Ravensbrück. Band 2: Lebensgeschichten. Wien 2001. S. 20-26