Seit 1955 nutzen die „Ravensbrückerinnen“ Ausstellungen, um die Geschichte des Frauen-KZ zu vermitteln. Ab 1999 setzten sie diese erfolgreiche Strategie gemeinsam mit Frauen der nachfolgenden Generationen fort.
Bisherige Ausstellungen:
1959: Der österreichische Gedenkraum in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
1960-1965: Die Wanderausstellung: „Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“
1986: Neugestaltung des Gedenkraums in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
1999-2003: wege nach ravensbrück – Erinnerungen von österreichischen Überlebenden des Frauen-Konzentrationslagers
2006: Wege nach Ravensbrück. Eine Ausstellung weiter denken.
2007/08: „Wege nach Ravensbrück. Erinnerungen von österreichischen Überlebenden“
1959:
Der österreichische Gedenkraum in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Schon kurze Zeit nach der Befreiung des Konzentrationslagers Ravensbrück bestand bei den Überlebenden der Wunsch, an diesem Ort des Grauens sowohl eine Gedenkstätte als auch ein Museum zu errichten. Ab dem Jahr 1955 wurde an diesen Vorhaben gearbeitet. Neben der Darstellung einzelner Aspekte des Konzentrationslagers sollte jede nationale Häftlingsgruppe nach eigenen Vorstellungen eine Zelle im ehemaligen „Bunker“ ausgestalten. Das österreichische Vorbereitungskomitee erarbeitete gemeinsam mit der Architektin Grete Schütte-Lihotzky, die selbst während des NS-Regimes verfolgt und inhaftiert gewesen war, ein Konzept für die Gestaltung des Museums. Besonderes Augenmerk legten die Ausstellungsmacherinnen auf die Rolle der Frauen im Kampf gegen Faschismus und Krieg, illustriert anhand der Verfolgungsgeschichten der steirischen Widerstandskämpferinnen Mathilde Auferbauer und Johanna Rainer, die in Ravensbrück ein Kind zur Welt brachte. Für das Projekt wurden „Ravensbrückerinnen“ bundesweit aufgerufen, vorhandene Dokumente und andere Materialien für die Ausstellung zur Verfügung zu stellen.
Am 12. September 1959 war es schließlich soweit und die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück wurde eröffnet. Dieses erste „Lagermuseum“ zeigte Hunderte von Exponaten von Ravensbrücker Häftlingen und sollte bis in die 1980er Jahre erhalten bleiben.
1960-1965:
Die Wanderausstellung: „Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“
Im Herbst 1959 wurde, wie oben geschildert, die Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eröffnet, und auch die österreichischen „Ravensbrückerinnen“ hatten einen Gedenkraum im ehemaligen „Bunker“ des Konzentrationslagers gestaltet. Sie bedauerten jedoch, dass die meisten ÖsterreicherInnen diesen Gedenkraum bzw. diese Ausstellung nie zu Gesicht bekommen würden. Daher entschlossen sich die Frauen der Lagergemeinschaft, eine Kopie anzufertigen.
Am 6. September 1960 wurde die Ausstellung „Den Toten zum Gedenken, den Lebenden zur Mahnung“ im Gebäude des Wiener Stadtschulrates eröffnet. Gewidmet war sie der österreichischen Jugend. Thematisiert wurden beispielsweise der Austrofaschismus der 1930er Jahre, die Beeinflussung der Jugend durch die Nazi-Propaganda, der österreichische Widerstand und das Konzentrationslager Ravensbrück.
Der damalige Stadtschulratspräsident Max Neugebauer war von der Ausstellung so beeindruckt, dass er einen Erlass herausgab, der allen Wiener Schülerinnen und Schülern ab 14 Jahren einen Ausstellungsbesuch dringend nahelegte. Im Rahmen des „Unterrichts für Zeitgeschichte und Gegenwartskunde“ sahen die SchülerInnen von insgesamt 75 Wiener Mittelschulen die Ausstellung, dazu kamen Tausende weitere BesucherInnen. Dieser Erfolg sollte sich in den anderen Bundesländern fortsetzen – und so wurde noch eine Kopie angefertigt, die parallel zur Ausstellung in Wien fünf Jahre lang durch ganz Österreich wanderte. Innsbruck und Wiener Neustadt waren die ersten Stationen, es folgten mehrere Orte in Nieder- und Oberösterreich, die Landeshauptstädte Salzburg und Klagenfurt sowie größere Orte in der Steiermark. Meistens wurde die Ausstellung in einem öffentlichen Gebäude gezeigt und wurde daher nicht nur von Schulklassen, sondern auch von anderen Interessierten besucht – nach Berechnungen der Lagergemeinschaft Ravensbrück waren es insgesamt mehr als 133.000 Personen.
Die Wanderausstellung wurde von Frauen der Lagergemeinschaft begleitet und vor Ort betreut. Das war für viele „Ravensbrückerinnen“ auch der Beginn ihrer Tätigkeit als Zeitzeuginnen in den Schulen, viele setzten diese Aktivität danach Zeit ihres Lebens fort.
1986:
Neugestaltung des Gedenkraums in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
1985 wurden Teile des Museums in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück durch Überschwemmungen zerstört. Viele Ravensbrückerinnen waren nun vor die Aufgabe gestellt, ihren Gedenkraum neu zu gestalten. Hilde Zimmermann leitete die Arbeitsgruppe der österreichischen Lagergemeinschaft, dem Architekten Ernst Fuhrherr wurde die grafische Gestaltung übertragen. Auch dieses Mal wurden die „Ravensbrückerinnen“ österreichweit aufgerufen, Dokumente und Materialien zur Verfügung zu stellen. Das Konzept der ersten Ausstellung wurde im Großen und Ganzen beibehalten, einige wenige Inhalte wurden adaptiert und die grafische Umsetzung verändert.
Die österreichische Lagergemeinschaft präsentierte am 19. September 1986 der Öffentlichkeit ihren neu gestalteten Gedenkraum, der auch heute noch in dieser Form in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück zu sehen ist.
1999-2003:
wege nach ravensbrück – Erinnerungen von österreichischen Überlebenden des Frauen-Konzentrationslagers
Nachdem sich die Lagergemeinschaft Ravensbrück ab Mitte der 1990er Jahre für Frauen der nachfolgenden Generationen geöffnet hatte (siehe Vermächtnis), äußerten die „Ravensbrückerinnen“ den Wunsch nach einer neuen Wanderausstellung, die die damaligen Jugendlichen und Interessierten aufklären und Ravensbrück erneut „zum Begriff machen“ sollte.
In enger Zusammenarbeit des Projektteams, das aus jüngeren Frauen bestand, mit der Lagergemeinschaft und jenen Überlebenden, deren Geschichten gezeigt wurden, wurde die Ausstellung über zwei Jahre lang erarbeitet. Zentrales inhaltliches Konzept war es, die Geschichten von „Ravensbrückerinnen“ nicht auf ihre KZ-Haft zu beschränken, sondern ihr ganzes Leben zu schildern, sowie möglichst aus jeder Häftlingsgruppe eine Frau zu porträtieren.
Im November 1999 wurde die Ausstellung „wege nach ravensbrück. Erinnerungen von
österreichischen Überlebenden des Frauen-Konzentrationslagers“ in Wien eröffnet und wanderte anschließend bis März 2003 durch fast alle anderen Bundesländer. Mehrere der inzwischen hochbetagten „Ravensbrückerinnen“ unterstützten in diesen Jahren das Projekt, indem sie die Wanderausstellung begleiteten und sich als Zeitzeuginnen zur Verfügung stellten.
Seit 2003 ist die Ausstellung in einer Internetversion zu sehen – hier gibt es auch eine genauere Projektgeschichte und eine Liste aller Mitwirkenden:
www.wegenachravensbrueck.net
2006:
Wege nach Ravensbrück. Eine Ausstellung weiter denken.
Im Jänner 2006 zeigte ein Teil des Ausstellungsteams von 1999 ein Folgeprojekt unter dem Titel „Wege nach Ravensbrück. Eine Ausstellung weiter denken“ in der Galerie der IG Bildende Kunst in Wien. Die Themen „Vermächtnis der Überlebenden“ und „Projektgeschichte“ wurden der „alten“ Ausstellung hinzugefügt: www.igbildendekunst.at/kunst/ausstellungen-2006/wege-nach-ravensbrueck
2007/08:
„Wege nach Ravensbrück. Erinnerungen von österreichischen Überlebenden“
Von 15. September 2007 bis 18. Mai 2008 wurde die Ausstellung aus dem Jahr 1999 zum letzten Mal gezeigt, und zwar in der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück. Ein Teil des Teams von 1999 organisierte, adaptierte und erweiterte die „alte“ Ausstellung vor allem um eine Station, an der die Geschichte der österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück thematisiert wurde. Dazu kam eine English Version der Ausstellung, die digital zu besichtigten war.