Das Internationale Ravensbrück-Komitee (IRK) ist der Zusammenschluss zahlreicher nationaler Lagergemeinschaften in ganz Europa.
Die Österreichische Lagergemeinschaft Ravensbrück (ÖLGR) war wesentlich an der Bildung des IRK beteiligt und ist seit Beginn Mitglied des Komitees.
Erstes internationales Treffen der nationalen Lagergemeinschaften Ravensbrück in Berlin 1956 © DÖW – Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands
Das erste internationale Treffen fand im November 1956 in Berlin statt – damals war das IRK noch ein loser Zusammenschluss nationaler Lagergemeinschaften. Erst 1965 konstituierte sich das IRK mit eigenen Statuten und einem gewählten Vorstand.
Die Tätigkeit des zunächst vorläufigen IRK bestand vor allem in der Gestaltung einer Gedenkstätte und eines Museums in Ravensbrück, was mit der feierlichen Eröffnung am 12. September 1959 erfolgreich abgeschlossen werden konnte. Die einzelnen nationalen Lagergemeinschaften waren in die Planung der Ausstellung stark eingebunden (Ausstellungen). Zwischen 1960 und 1964 trat das vorläufige IRK nicht mehr zusammen. Bei Organisationstreffen im April 1964 in Berlin und am 3. Februar 1965 in Brüssel wurde jedoch beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmen und es wurde die erste Präsidentin gewählt. Beim Treffen am 26. April 1965 in Berlin wurden die weiteren Vereinsorgane gewählt und die Satzung beschlossen. Bei dieser Tagung waren Delegierte aus 13 Staaten anwesend. Die ÖLGR war durch Toni Lehr vertreten, die zur Generalsekretärin des IRK gewählt wurde. Insgesamt erklärten sich damals 17 nationale Ravensbrück-Lagergemeinschaften bereit, im IRK mitzuarbeiten. Als Sitz des Vereins wurde Paris festgelegt.
Seit 1965 finden jährlich Tagungen des IRK statt – jedes Mal in einem der verschiedenen Mitgliedsstaaten. In Österreich tagte das IRK zuletzt im Mai 2016.
Aus den Statuten des IRK:
„Ziel dieses Verbandes ist es, den Schutz und die historische Unversehrtheit der Überreste und der Gedenkstätte des ehemaligen Nazi-Frauenkonzentrationslagers Ravensbrück und seiner Außenkommandos sicherzustellen, die Erinnerung an die dort gefangenen und verstorbenen Menschen lebendig zu erhalten, über die Verteidigung der moralischen und materiellen Rechte der Überlebenden und der Angehörigen der Toten zu wachen, die freundschaftlichen Bande untereinander zu gewährleisten, die nachfolgenden Generationen zu informieren und zur Erhaltung des Friedens beizutragen.“
(Comité International de Ravensbrück/Internationales Komitee von Ravensbrück, Satzung in der Fassung vom 19. Mai 1999; Übersetzung aus dem Französischen)
In dieser Erklärung über die Ziele heißt es ferner, das IRK werde sich dafür einsetzen, dass die faschistischen Mörder ihrer gerechten Strafe zugeführt werden und Menschenrechte, Friede sowie die Freiheit der Völker gewahrt bleiben. Ein wichtiges Ziel ist es auch, der Jugend die Ideale des antifaschistischen Widerstandkampfes zu vermitteln und die Geschichte des KZ Ravensbrück umfassend zu dokumentieren. Das IRK fühlt sich bis heute dieser Grundsatzerklärung verpflichtet. Im Zentrum der Aktivitäten stehen daher nach wie vor der Erhalt der Gedenkstätte und deren zukünftige erinnerungspolitische Ausrichtung.
Grundsätzliche Erklärung des Internationalen Ravensbrück-Komitees
20. Mai 2007
Das Internationale Ravensbrück-Komitee, das aus den Delegierten der Vereinigungen der ehemaligen Häftlinge und der Angehörigen der Toten des Konzentrationslagers Ravensbrück aus mehr als 17 europäischen Ländern besteht – einem Lager, in dem fast ausschließlich Frauen inhaftiert waren –, betont nach seiner Sitzung am 18. Mai 2007 in Barcelona in Zusammenarbeit und mit der notwendigen Unterstützung der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück die Notwendigkeit,
- das Gedenken an die Toten zu verteidigen und zu ehren und die Bande der Freundschaft und der Solidarität mit ihren Angehörigen und ihren Nachkommen zu festigen,
- die Ideale der ehemaligen Häftlinge in ihrem Kampf für die Freiheit, die Demokratie, für die Würde des Einzelnen und die Unabhängigkeit der Völker aufrechtzuerhalten,
- das Wissen zu verbreiten und die Aussagen der Zeitzeugen vor Verfälschungen zu schützen, damit die Geschichte des Konzentrationslagers Ravensbrück und seiner Außenlager in ihrer ganzen Komplexität und unter Berücksichtigung der besonderen Situation der Frauen weitergegeben wird,
- alle Teile des Lagerkomplexes von Ravensbrück (Frauenlager, Männerlager, Siemensarbeitslager, Konzentrationslager Jugendlager Uckermark, das später zum Vernichtungslager wurde) zu schützen und zugänglich zu machen.
Das Internationale Ravensbrück-Komitee setzt sich dafür ein, den Kampf gegen Nazismus, Faschismus, Rassismus, Antisemitismus und alle Formen von Diskriminierung und Leugnung der NS-Verbrechen fortzusetzen.
Das Internationale Ravensbrück-Komitee wird ohne zeitliche Begrenzung den nachfolgenden Generationen die Ideale des Widerstands gegen Unterdrückung und jegliche Verletzung der Menschenrechte weitergeben.
Das Internationale Ravensbrück-Komitee, das zunächst nur die ehemaligen Häftlinge umfasste, hat vor einigen Jahren entschieden, sich um deren Angehörige und um jene, die ihre Ideale teilen, zu erweitern, damit es seine Arbeit fortsetzen und seine Ziele mit neuen Kräften erreichen kann. Es ist natürlich, daran zu denken, dass diese Personen, denen wir vollkommen vertrauen, unseren Platz im Handeln einnehmen werden.
Die Delegierten der Österreichischen Lagergemeinschaft Ravensbrück & FreundInnen
Derzeit sind unsere Delegierten Siegrid Fahrecker, Enkelin der im KZ Ravensbrück ermordeten Anna Burger, und Vera Modjawer, Tochter der Ravensbrück-Überlebenden Betty Hirsch.